Neuprotestantismus

Neuprotestantismus
Neuprotestantịsmus,
 
zusammenfassende Bezeichnung für jene Strömungen im Protestantismus, die sich unter dem Einfluss der Aufklärung v. a. im 19. Jahrhundert entwickelt haben und sich durch eine prinzipielle Offenheit für die Gedanken und Werte der modernen Kultur auszeichneten. Der Begriff wurde von E. Troeltsch geprägt, der damit die noch dem Mittelalter zuzurechnende Reformation und die aus ihr erwachsene altprotestantische Theologie dem auf die Neuzeit und das moderne Weltbild bezogenen Neuprotestantismus (als »philosophische Bildungsreligion«) gegenüberstellte. Der Neuprotestantismus lehnte Konfessionalismus und Klerikalismus ab und fand seinen theologischen Niederschlag in der liberalen Theologie. Als Kulturprotestantismus besonders vom Deutschen Protestantenverein (gegründet 1863) vertreten, wurde das dem Neuprotestantismus zugrunde liegende Konzept einer protestantischen Kultur- beziehungsweise philosophischen Bildungsreligion v. a. von K. Barth und der dialektischen Theologie grundsätzlich infrage gestellt.
 
 
W. von Loewenich: Luther u. der N. (1963);
 
Troeltsch-Studien, hg. v. H. Renz u. a., auf mehrere Bde. ber. (1982 ff.);
 F. W. Graf: Kulturprotestantismus, in: Archiv für Begriffsgesch., Jg. 28 (1984).

Universal-Lexikon. 2012.

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